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Herbert Falke auf der Castor-Demo in Altenbeken
"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, als Grüner und Theologe Position beziehen zur Atomkraft – das möchte ich tun auf einem kleinen Umweg:
Von christlich-abendländischer Leitkultur spricht unsere Regierung in Berlin gerne. Dieses Phantom Leitkultur beschwört besonders gern ein süddeutscher Ministerpräsident mit Zweitfrau und Kind in Berlin.
Christliche Leitkultur, wenn es sie denn gibt, sollte sich doch wohl auf die 10 Gebote oder etwa die Aussagen der Bergpredigt berufen. Und was finden wir da unter anderem: Du sollst nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht begehren das Hab und Gut deines Nächsten.
Ich will hier nicht den erzkonservativen Moralapostel spielen, diese Rolle liegt mir auch nicht. Herr Seehofer muss selber sehen, wie er seine Familie organisiert. Aber wer sich so vehement für eine christliche Leitkultur ausspricht, sollte doch als erster beherzigen, was in der Bergpredigt steht: Was siehst Du den Splitter im Auge deines Mitmenschen, aber den Balken im eigenen Augen siehst du nicht!“
Der vereinbarte Atomausstieg unter rot-grün ist als Kompromiss sicher auch kritisierbar, wie ein Splitter im rot-grünen Auge. Doch was schwarz-gelb nun vereinbart hat, ist wie eine dicke Bahnschwelle in deren Auge. Gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung werden die Gewinne der Stromriesen über alle berechtigte Kritik gestellt. Und was macht etwa RWE gerade in dieser Woche? –Trotz riesiger Gewinnsteigerungen selbst in der Wirtschaftskrise wollen sie ihre Bemühungen um die Entwicklung der Erneuerbaren Energien nicht weiter intensivieren. Begründung: der Staat nähme ihnen ja einen großen Teil ihrer Einnahmen mit der Brennelementesteuer und dem Ökofond für die Erneuerbaren Energien weg.
In der Bibel findet sich da das Wort: Du sollst Gott mehr gehorchen als dem Mammon, dem Geld. Gott gehorchen ist nicht einfach zu verstehen als: ständig in die Kirche gehen, beten und hübsch fromm sein. Gott gehorchen bedeutet nach christlicher Auffassung und das ist für uns heute ganz wichtig: dem Auftrag Gottes entsprechend handeln: Und der lautet: die Schöpfung bebauen und bewahren, der gequälten Schöpfung und allen Kreaturen Fürsprecher sein und sich für Schwache und mundtot Gemachte einsetzen.
Wenn das Gewinnstreben von Konzernen über das Wohl der Bürgerinnen und Bürger gestellt wird, widerspricht das jeglicher christlicher Moral.
Wenn Gewinne privatisiert, die Kosten der Endlagerung radioaktiven Mülls aber auf Generationen sozialisiert werden, widerspricht das dem Eid der Regierenden, zum Wohl des Volkes zu handeln – und das auch noch in Gottes Namen.
Wenn Raubbau an der Lebensqualität künftiger Generationen getrieben wird und so nach alttestamentlicher Lesart die Kinder und Enkel für die Verfehlungen ihrer Eltern und Großeltern auf Jahrtausende hin büßen müssen, hat das mit christlicher Moral herzlich wenig zu tun.
Ich betreibe als GRÜNER Politik aus christlicher Gesinnung. Ich sehe den Protest gegen den Wahnsinn Atomkraft als meine christlich-moralische Aufgabe, an die sich viele der Damen und Herren mit dem C im Parteinamen endlich einmal wieder erinnern sollten, gerade die, die ständig von christlicher Leitkultur reden!
Unseren Protest sollen wir weiter tragen. Dazu möchte ich Euch abschließend ein besonderes ermutigendes Wort mit auf den Weg geben: Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Also. Lasst uns in diesem Sinn mutig und besonnen streiten für eine Zukunft ohne Atom, für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder. Danke."
Herbert Falke, 23.10.2010
Bilder von der Demo
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