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Frauen dürfen in Deutschland die politischen Vertretungen auf allen Ebenen wählen – das ist so selbstverständlich, dass manch eine dieses Recht als lästige Pflicht begreift oder das Wählen ganz lässt. Dieses Recht der Mitbestimmung wurde von mutigen und klugen Frauen, von linken und bürgerlichen Frauenrechtlerinnen hartnäckig durchgesetzt. Ab Januar 1919 durften Frauen wählen und gewählt werden.
Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist inzwischen über das Wahlrecht hinaus gesetzlich verankert. Bundesdeutsche Normalität ist das für Mädchen und junge Frauen in der Schule, im Studium und weitgehend in der Berufsausbildung. Danach machen Frauen aber häufig die Erfahrung, dass Beruf und Wirtschaft von Männern dominiert sind und dass Frauen an eine „gläserne“ Decke stoßen.
Wir Frauen sind schon viele Schritte in Richtung Gleichberechtigung gegangen. Doch ist auch klar, dass in Deutschland Macht, Geld und Zeit unterschiedlich zwischen den Geschlechtern verteilt sind. „Typische Frauenberufe“ im sozialen, pädagogischen oder pflegerischen Bereich werden erheblich schlechter entlohnt als „typische Männerberufe“. Frauen finden sich zudem insgesamt viel häufiger im Niedriglohnsektor wieder mit allen langfristigen finanziellen Konsequenzen. Frauen erleben, dass die „Spielregeln“ der Gesellschaft weder von ihnen mitgestaltet wurden noch ihren spezifischen Bedürfnissen entsprechen. Sie sind oft zerrissen in der Doppelbelastung zwischen dem Beruf, den sie sich ausgesucht haben und den sie lieben, und den komplexen familiären Anforderungen. Gleichberechtigung? - Ja, aber echte Teilhabe und Parität noch lange nicht. Das hieße, die Hälfte der Macht den Frauen!
Aber in Deutschland kann eine Frau doch alles erreichen, haben wir doch eine international hoch angesehene Kanzlerin, mag man einwenden. Außerdem werden die beiden ehemals großen Volksparteien Deutschlands von Frauen geführt. Gleichzeitig werden aber jedes Jahr 110000 Frauen in Deutschland Opfer körperlicher und sexueller Gewalt – die Dunkelziffer ist noch viel höher. Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau an den Folgen der Gewalt ihres Mannes oder Ex-Mannes. Tausende Frauen suchen Schutz in Frauenhäusern, die Plätze reichen aber bei weitem nicht aus. So werden viele Frauen abgewiesen und finden für sich und ihre Kinder keinen Schutzraum.
Und gleichzeitig ist der Anteil der Frauen im Bundestag rückläufig – von 36,5% auf 31%. Auch in Führungspositionen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert – trotz jahrelanger Appelle.
Parität wird eben nicht einfach zugestanden. Parität heißt die Macht zu teilen und damit ist gemeint, dass Frauen wie Männer die Spielregeln festlegen können, sowie die Möglichkeit haben, eigene Ideen und Vorstellungen auch wirklich umsetzen zu können. Gesetze so zu gestalten, dass Beruf und Familie für Väter und Mütter gut in einer Balance sind. Dafür müssen wir kämpfen – Frauen und Männer.
Frauen sind keine besseren Politiker, aber sie machen Politik anders. Sie nehmen die Gesellschaft anders wahr. Ihre Alltagswelt ist eine andere, oft geprägt von den Anforderungen aus dem Beruf, der Kindererziehung, der Versorgung der alten Eltern, dem Ehrenamt... Frauen müssen auf diesem Hintergrund ihre Ansprüche formulieren und dafür einstehen. Männer können und müssen Frauen dabei unterstützen, viele tun es auch. Letztlich ist es zu ihrer aller Wohl. Denn nichts bringt eine Gesellschaft stärker voran, als gut gebildete, selbstbewusste Frauen, die für sich, ihre Familie, ihre Umwelt, ihre Gesellschaft einstehen können.
In unserer Gesellschaft trauen sich Männer wieder öffentlich zu behaupten, dass die „Bestimmung“ der Frau doch einzig die der Mutter sei. Dass Frauen im öffentlichen Raum und in der Politik schon gar nichts zu suchen hätten. Ihr Platz sei am Herd und allenfalls im Ehrenamt. Wir Frauen müssen wachsam sein, dass uns errungene Freiräume des Handelns und der Entscheidungen nicht wieder aus der Hand genommen werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Unabhängigkeit beschnitten wird – ganz im Gegenteil: Mit parlamentarischen Initiativen und Gesetzentwürfen setzen wir Grünen uns im Bundestag dafür ein, die Hindernisse für die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen zu beseitigen. Alle Frauen haben ein Recht auf den Schutz vor Gewalt.
Das Ziel muss sein, die volle Parität in allen Lebensbereichen zu erlangen! Aber das können wir nicht einfach „der Politik“ überlassen, dafür müssen wir Frauen schon selber in den Ring steigen. Unsere mutigen Mütter und Großmütter haben es uns vor 100 Jahren vorgemacht.
Kristin Launhardt-Petersen
Frauenpolitische Sprecherin der GRÜNEN im Kreisverband Höxter
zum Internationalen Frauentag am 8. März 2019
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