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Bürgerbegehren berichtet vom Besuch des Nationalparks Kellerwald-Edersee
Wie ein Nationalpark zum Erfolg werden kann, das erfuhren die Gäste aus dem Kreis Höxter im Kellerwald. Das Bürgerbegehren „Ja! zu unserem Nationalpark Egge“ hatte zu der Informationsfahrt eingeladen, der viele Interessierte gefolgt waren. Die Referenten vom Nationalpark Kellerwald-Edersee, vom Tourismus und von der Landwirtschaft stellten die Entwicklungen in der Nationalparkregion dar, teilten ihr Fachwissen von Ökologie bis Ökonomie mit und gaben offen Auskunft über ihre vielfältigen persönlichen Erfahrungen.
„Natürlich ist jeder Nationalpark anders, und alle haben ihre eigenen Besonderheiten“, stellte Dr. Ulrich Kros vom Bürgerbegehren für den Nationalpark Egge zu Beginn fest. „Gleichzeitig gibt es vieles, was diese Gebiete als Schutzkategorie und Qualitätsmarke gemeinsam haben. Deshalb können wir im Kreis Höxter von diesem persönlichen und sehr informativen Austausch viel für unser Nationalparkvorhaben mitnehmen“, prophezeite er und sollte darin bestätigt werden.
Hier wie dort ist ein langer Atem notwendig, bis durch eine wechselhafte Geschichte hindurch ein Nationalpark Wirklichkeit werden kann. Eine Parallele zwischen dem hessischen Nationalpark und dem für OWL, die den Gästen beim Bericht von Manuel Schweiger, dem Leiter des Nationalparks Kellerwald-Edersee, auffiel. Er betonte: „Der zentrale Zweck eines Nationalparks ist der Schutz der Natur. Unser Nationalpark ist von nationalem Interesse und internationaler Bedeutung. Er ist ein wichtiger Teil des europaweiten Netzes aus schutzwürdigen Buchenwäldern, die sogar mit dem UNESCO-Welterbe-Status geadelt sind.“ Diesen Wert stellte er anschaulich dar unter anderem anhand des Vorkommens zahlreicher teils extrem seltener Tier- und Pflanzenarten.
„Zugleich ist ein Nationalpark ein hervorragendes Instrument zur Stärkung einer ganzen Region. Ökonomisch ebenso wie in Bezug auf ihren Selbstwert“, ergänzte Claus Günther, der Geschäftsführer der Edersee-Marketing-Gesellschaft. Was für den Nationalpark Bayerischer Wald sehr detailliert belegt und analysiert ist, gelte für Nationalparke allgemein: „Sie sind deutschlandweit regionalökonomische Erfolgsgeschichten.“ Das könne er auch für den Kreis Waldeck-Frankenberg beobachten. Von den steigenden Gäste- und Übernachtungszahlen profitieren neben dem Tourismus in ähnlicher Weise Handwerk und Einzelhandel. Dabei reiche die Strahlkraft weit in die Region hinein: auch Kassel werbe mit dem Nationalpark. Der Naturtourismus sei ein starker andauernder Trend. „Und schließlich ist ein weiteres Plus für die hier lebenden Menschen, dass die touristische Infrastruktur mit Landesmitteln ausgebaut wird.“ Das betreffe nicht nur Rad- und Wanderwege. Auch die Bahnlinie Brilon-Marburg sei aufgrund des Nationalparks Kellerwald reaktiviert worden.
Bei der anschließenden Führung durch den Nationalpark erklärte der Ranger Markus Daume, dass ein solches Großschutzgebiet eine enorme Chance sei, von der Natur zu lernen. „Wir können uns hier ein großes Experiment leisten, nämlich, wie die Natur es schafft, mit der Herausforderung des sich dramatisch ändernden Klimas fertig zu werden. Dieses Lernfeld der Natur, das wir bieten, hat einen enormen Wert für die Forstwirtschaft und ihre Zukunft“, verdeutlichte der Ranger. „Auch im Nationalpark wird in Teilen gejagt“, erklärte er auf Rückfrage. „Allerdings findet das Wildtiermanagement vorrangig statt, um die Schäden für land- und forstwirtschaftliche Flächen um den Nationalpark zu minimieren.“
Daran knüpfte Matthias Eckel an, der sowohl die Perspektive der Landwirtschaft als auch der Jägerschaft kennt. Der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Frankenberg wies darauf hin, dass es von zentraler Bedeutung sei, miteinander zu reden. So könnten Lösungen etwa zwischen Jägern und Landwirten und der Nationalparkverwaltung gefunden werden. „Im Kellerwald haben wir ein gutes Miteinander entwickelt. Die Nationalparkverordnung bietet ein hohes Maß an Flexibilität. Das ist sehr förderlich für vernünftige Kompromisse.“ Im übrigen gelte: „Als Landwirtschaft haben wir keine Probleme mit dem Nationalpark. Der ist auf der anderen Seite. Er bedeutet keine Einschränkung für die landwirtschaftlichen Betriebe.“
Josef Schlüter, der Organisator der Fahrt, bedankte sich für den sehr offenen Austausch und die vielfältigen Einblicke. „Genau das ist ja das Anliegen unseres Bürgerbegehrens: dass die Menschen sich informieren können und anhand der Wirklichkeit eine gute Entscheidungsgrundlage bekommen. Wir sind davon überzeugt, und das hat mir auch der heutige Besuch gezeigt, dass ein Nationalpark Egge eine großartige Bereicherung für unsere Region ist.“ Und er kündigte an, dass das Bürgerbegehren seine Informationsangebote fortsetzen wird.
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